Rund 50 Architekten und Planer mit großem Interesse am Bauen mit Holz haben am 21. Juni 2023 an der SWISS KRONO Holzbauveranstaltung im Zentrum HOLZ teilgenommen.
Die Referenten mit ihren Themen im Überblick.
Den Auftakt machte Martin Schwarz, von Wald und Holz NRW, Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, zur nachhaltigen Holzverwendung im Bauwesen. “Die Walddaten zur Kohlenstoff-Inventur 2017 zeigen eindeutig die Erfolgsstory von multifunktionaler Waldbewirtschaftung und einer effizienten Nutzung der Ressource Holz. Der C-Speicher Wald und die Klimaschutzeffekte durch Holzbauprodukte konnte in den letzten Jahrzehnten deutlich gesteigert werden”, so Martin Schwarz. Außerdem stellte er verschiedene Klimaschutz-Initiativen auf EU- und Bundesebene und den modernen Holzbau als Innovationstreiber im Bauwesen vor.
Daran anknüpfend präsentierte Anwendungstechniker Harald Sauter das massive Holzbausystem SWISS KRONO MAGNUMBOARD® OSB. Damit lassen sich großformatige, fugenlose Wand-, Decken- und Dachelemente herstellen, mit denen sowohl Neubauten, als auch Anbauten oder Aufstockungen realisiert werden können.
Ahmed Al Samarraie, Sachverständiger für Bauökologie und Vorstandsmitglied im DHV Deutscher Holzfertigbau Verband e.V., stellte die aktuellen Anforderungen an die Raumlufthygiene und Forschungsergebnisse zum Themenbereich “VOC aus Holz und Holzwerkstoffen” vor. Demnach beeinflusst eine Vielzahl von physikalischen, chemischen, biologischen und psychologischen Faktoren die Innenraumqualität. VOC aus Holz und Holzwerkstoffen zeigten zudem stets ein deutliches Abklingverhalten, je nach Stoffgruppe mit unterschiedlichen zeitlichen Verläufen. Die Fachbehörden beharrten jedoch auf veralteten Systemen. Insbesondere der TVOC als Summenwert (Total Volatile Organic Compounds) habe sich als Zielwert in Werkverträgen als untauglich erwiesen. Das Richtwertsystem sowie der Anforderungen der MVvTB bedürften dringend der Korrektur, betonte Ahmed Al Samarraie.
Anschließend widmete sich Annette Clauß, Fachberatung Holzbau bei Bauen mit Holz.NRW, einem besonders heiklen Thema: Bauschäden und Planungsfehler im Holzbau. Anhand von Beispielen wurde allen Teilnehmenden klar, was da jeweils schiefgelaufen ist. Welche Möglichkeiten der Holzbau bei der richtigen, fachgerechten Planung und Ausführung bietet, wurde von ihr technisch fundiert erläutert.
Annette Clauß beleuchtete zudem das Thema Brandschutz im Holzbau. Hier gab Sie einen Überblick über die Anforderungen der BauO NRW und die beim Bauen mit Holz in den GKL 4 und 5 zu erbringenden Verwendbarkeitsnachweise sowie über die Anschluss- und Fügeprinzipien. Sie verwies dabei insbesondere auf die aktuelle Holzbau-Richtlinie Baden-Württemberg 2023.
Philipp Park, Geschäftsführer der ig-bauphysik stellte die Fördermöglichkeiten von zertifiziert nachhaltigen Holzbauprojekten vor. „Aufgrund des European Green Deal werden zukünftig alle Immobilen bewertet ob sie „ESG-Ready“ sind. Die Bewertung der Immobilie beziehungsweise des Investments wird vom ESG bestimmt. Je nach Bewertung müssen mehr Eigenkapital mitgebracht und höhere Zinsen bezahlt werden, wodurch eine schlechtere Bewertung der Werthaltigkeit des Investments und somit der Immobilie vorliegt” erläuterte Philipp Park.
ESG zu Deutsch: Umwelt-, Sozial- und Regierungs-, Amts- oder Unternehmensführung (Environmental, Social and Corporate Governance) bildet die Rahmenbedingungen und Kriterien für die Berücksichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen.
Zudem beleuchtete er das seit März 2023 verfügbare KFW-Programm “Klimfreundlicher Neubau (KFN) und das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude – QNG der Bundesregierung. Beim Bau eines “Effizienzhaus 40” können unter Berücksichtigung des Treibhauspotenzials (GWP) der eingesetzten Materialien deutlich verbilligte Zinskonditionen genutzt werden. Der Einsatz moderner Holzbausysteme und die hierfür vorliegenden LCAs bzw. Prüfzeugnisse zur Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment) sei in besonderen Maße dazu geeignet, die Förderkonditionen zu erlangen.
Den Abschluss der Vortragsreihe machte Anwendungstechniker Stefan Gottfried. Er war maßgeblich an der Entwicklung des SWISS KRONO BAUTEIL-PLANERS beteiligt und stellte dieses digitale Planungstool anhand konkreter Beispiele vor. So können Bauteilaufbauten in Abhängigkeit von der Art des Gebäudes und in der jeweiligen Gebäudeklasse sowie in Abhängigkeit der gewünschten Schall- und Brandschutzwerte individuell konfiguriert werden.
Titelbild: Abschlussdiskussion mit den Referierenden (v.l.n.r. Martin Schwarz, Ahmed Al Samarraie, Annette Clauß, Philipp Park, Harald Sauter, Stefan Gottfried)
Bildquelle: PK-Media Consulting GmbH