Über 90 Interessierte aus Forstwirtschaft, Kommunen, Energiewirtschaft, Industrie und Gewerbe informierten sich anlässlich der Fachtagung Holzenergie im Zentrum HOLZ in Olsberg über die Bereitstellung von Holzhackschnitzeln und die Einsatzmöglichkeiten von modernen Biomassefeuerungen. Fachleute aus NRW und dem Bundesgebiet berichteten im Rahmen der durch Wald und Holz NRW veranstalteten Fachtagung über ihre Erfahrungen entlang der Wertschöpfungskette „Waldenergieholz“ und die Anlagenkonzepte zur Wärme- und Stromerzeugung.
Die Energiewende durch die effiziente Nutzung der Energie aus Holz voranzubringen und damit den Klimaschutzbeitrag des Waldes zu erhöhen, ist u.a. Ziel des durch die Landesregierung von NRW mit den Akteuren der Forst- und Holzwirtschaft und des Naturschutzes unterzeichneten Waldpakts NRW. Passend hierzu gab Dr. Hermann Hansen von der FNR – Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe einen Überblick zum Status Quo der Holzenergie. Die Holzenergie sei ein Pfeiler der erneuerbaren Wärme und leiste einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende. Es hätten wiederholt große Fortschritte in Effizienzsteigerung und Wirtschaftlichkeit gemacht werden können – gerade auch in Kombination mit anderen erneuerbaren Wärmequellen wie der Solarthermie.
Einblicke in den praktischen Alltag der Bereitstellung und Vermarktung von Energieholz, Wärme und Strom gewährte Markus Achhammer, Leiter des Zentrums für Energieholz der Bayerischen Staatsforsten. Mit der Erfahrung aus dem Vertrieb von jährlich rund 1 Mio. m³ Schüttvolumen Holzhackschnitzel als Koppelprodukt zur stofflichen Nutzung, sowie eigener Holzhackschnitzelproduktion und -logistik frei Werk, konnten sich die Teilnehmenden ein Bild über die entscheidenden Faktoren in der Bereitstellungskette machen. Neben der Vorstellung der bei den Bayerischen Staatsforsten üblichen Verkaufssortimente Waldhackgut, Energierundholz und Premium-Holzhackschnitzel, erläuterte Markus Achhammer die Praxis der Energieholzernte in Jungbeständen.
Michael Jakszt vom Ingenieurbüro Jakszt in Bielefeld richtete den Fokus auf die Anlagentechnik zur thermischen Nutzung des Brennstoffes Holz. Beginnend mit den gängigen Baumustern automatischer Holzfeuerungsanlagen, sowie ober- oder unterirdischem Brennstofflager nebst passender Austragungssysteme bis hin zu Filtertechnik, wurden den Teilnehmenden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten nähergebracht, Ausführungsbeispiele verknüpften Theorie und Praxis.
Mit der Anlagentechnik eng verzahnt sind die an Holzhackschnitzel gestellten Qualitätsanforderungen. Welche Parameter die Brennstoffeigenschaften maßgeblich beeinflussen beleuchtete Anna-Marlen Vöcking vom Deutschen Pelletinstitut (DEPI) in Berlin. Dabei veranschaulichte die Referentin wie sich Produktion, Lagerung und Transport auf das Produkt auswirken, welche Techniken hierbei zum Einsatz kommen und wie die für die Heizanlage geeignete Hackschnitzelqualität bereitgestellt werden kann. Von zentraler Bedeutung sei, dass Brennstoff und Anlagentechnik aufeinander abgestimmt werden. Dies setze Holzhackschnitzel gleichbleibender und definierter Qualität voraus, welche beispielsweise durch die ENplus-Zertifizierung gewährleistet werden könne.
Axel Reuber, Stadtwerke Brilon AöR / Energie GmbH, stellte das Wärmenetz in der Stadt Brilon vor. Die mit Holz aus dem Briloner Stadtwald versorgte Biomasseanlage verfügt über eine Leistung von 1,4 MW und versorgt durch ein rund 1.800 m Länge umfassendes Nahwärmenetz insgesamt 16 Hausanschlüsse, wobei es sich um größere Wohnobjekte wie z.B. Seniorenwohnheime und Schulen handelt.
Christian Budde von der AggerEnergie GmbH in Gummersbach umriss in seinem Vortrag das Energiekonzept des Steinmüllergeländes in Gummersbach, auf dem u.a. auch das Regionalforstamt Bergisches Land von Wald und Holz NRW ansässig ist. Zur Versorgung des Areals mit Wärme und Kälte tragen unter anderem zwei Hackgutkessel mit je 500 kW Leistung bei. Dabei wird die von der Absorptionskältemaschine zur Kälteerzeugung benötigte Wärme auch durch den Hackgutkessel bereitgestellt.
Die Möglichkeiten zur Bereitstellung von Prozesswärme und Dampf aus Holzhackschnitzeln für die industrielle Fertigung beschrieb Tobias Müller, GF der Paul Müller Transport- und Verpackungsmittel GmbH. Das auf Transport- und Verpackungslösungen für die Automobilindustrie spezialisierte Unternehmen setzt Holzhackschnitzel am Stammsitz Balve sowohl zur Beheizung eigener Produktionshallen (850 kW) als auch zur Erzeugung von Prozesswärme für die Pulverbeschichtung von Metallbauerzeugnissen ein (400 kW Container-Kesselanlage). Am Standort Nordhausen erfolgt die Erzeugung von Prozessdampf durch eine 850 kW Biomasseanlage. Interessiert verfolgten die Teilnehmenden die Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die deutliche Einsparungen der Holzhackschnitzelkessel gegenüber den zuvor eingesetzten Wärme- und Dampferzeugern auf Basis fossiler Brennstoffe offenbarten.
Einblicke in Vorüberlegungen und Langzeiterfahrungen zum Einsatz von Waldenergieholz für die kombinierte Erzeugung von Wärme und Strom hielt Klaus Danwerth von der Stadtwerke Bielefeld GmbH bereit. Der Vortrag verdeutlichte, welche in NRW bislang wenig genutzten Potentiale im Koppelprodukt Waldrestholz liegen. So benötigt die ORC-Anlage der Stadtwerke Bielefeld mit Spitzenleistungen von 6 MW thermisch und 1,2 MW elektrisch jährlich rund 97.500 m³ Schüttvolumen Waldrestholz. Dies entspricht rund 8 % des im Umkreis von 100 km um den Anlagenstandort anfallenden Waldrestholzes.
Die Fachtagung schloss mit einem Schlaglicht in die aktuellen Förderprogramme zur energetischen Nutzung von Holzhackschnitzeln. Gregor Stitz von Wald und Holz NRW stellte die kürzlich novellierte Richtlinien „Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft“ und „Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“ inkl. der Landesförderung progres.NRW vor. Die darauf aufbauenden Förderprogramme vom BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) sowie der KfW-Bankengruppe bieten attraktive Konditionen und verstärken die Anreize, Teil der Ressourcenwende zu werden.
Als Fazit der Fachtagung Holzenergie steht, dass vor dem Hintergrund der zum Jahresbeginn 2020 in Kraft getretenen neuen Fördermöglichkeiten, die Teil des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung sind, erhebliche Potentiale für neue und effiziente Holzhackschnitzelfeuerungen in allen Leistungsbereichen bestehen. Der Klimaschutzbeitrag des Energieträgers Holzhackschnitzel findet jedoch derzeit bei der Preisfindung keine Berücksichtigung.